Gründung

Im Jahre 1920 nach dem Ende des 1. Weltkrieges erfolgte die Gründung.

Die Gründungsmitglieder haben Ihre Ideen und Beweggründe in folgendem Gedicht niedergeschrieben.

Aus Not und Tod, vom Völkermord zurückgekehrt aus Süd und Nord,
aus dem Erdloch grad gekrochen, kaum noch Mensch, nur Haut und Knochen. Zurückgekehrt zum trauten Herd, der diesen Namen längst entehrt.
Nichts zum Feuern und zum Schlucken, Dörrgemüse oder Wrucken.

In der Heimat aller Wegen, trat der Hunger uns entgegen.
Und Weib und Kind? Daß Gott erbarm! Halb verhungert und arm, so arm.
Manche Mutter, um zu leben, mußte s`letzte Hemd hingeben,
für Kartoffeln, ein Stück Brot, denn um die Kinder schlich der Tod.

Nichts zu essen, fort die Sachen, längst verlernt das Scherzen, Lachen,
ja so fanden wir dich wieder, du mein Wien, einst Stadt der Lieder.
Da kam ein Tag, heut ist`s zehn Jahr, da keuchte eine kleine Schar,
abgemagert bis zum Schatten, je vier Pflöcke, einen Spaten, den Khevenhüllerberg hinan.
Kein Scherzwort ging von Mann zu Mann.

Sommerhaide, du grüner Hang voll Sonnenschein und Lerchensang,
du empfingst sie ohne Zaudern, wolltest auch ein Lächeln zaubern auf das Antlitz dieser Mannen, die als Bettler zu dir kamen.
Mit viel Fleiß und großen Plagen gings ans Stürzen, Schaufeln, Graben.

Und sieh das Lächeln blieb nicht aus, es kam von selbst beim Ernteschmaus.
Bei Kartoffeln, Kraut, Fisolen, ja ich muß es wiederholen, dass dies Leckerbissen waren, damals in den Hungerjahren.
Einstens Wiese, grobe Weide, ist heut diese Sommerhaide ein Paradies als Gartenstadt, wie Wien nicht bald des gleichen hat.
Die Schönheit schildern hat nicht Sinn, wer beschreibt den Duft, wer das Blühn?

Die Hauptsach jedoch, wir sind frei! Wir lachen wieder und im Mai weht die Fahne von den Hütten, hochrot durch die weißen Blüten.

Anton Preinfalk 1930

 

Namen in unserer Siedlung

Als Begründer der Schrebergärten gilt allgemein Herr Dr. Schreber.
Der Namensgeber unserer Reumannstraße war einst Bürgermeister von Wien.
Unsere Sillerstraße hat den Namen von Franz Siller erhalten.
Im folgenden Text sind seine Verdienste um die Kleingärten angeführt.
 

21. 12. 1922
Auflösung der städtischen Kleingartenstelle und Gründung der kaufmännisch geführten Firma „Kleingartenstelle der Stadt Wien, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ mit der Aufgabe, die Wiener Kleingartenbewegung mit allen materiellen Bedürfnissen so gut, so rasch und so billig als möglich zu unterstützen. Leiter Garteninspektor Franz Siller.

2. bis 9. 9. 1923
Wiener Kleingarten-, Siedlungs- und Wohnbauausstellung im Wiener Rathaus. Geistiger Schöpfer dieser für das Kleingartenwesen überaus wichtigen Veranstaltung war der Leiter der Kleingartenstelle der Stadt Wien, Garteninspektor Franz Siller.

31. 1. 1924
Franz Siller, Inspektor der Kleingartenstelle und Direktor der Kleingartenstelle der Stadt Wien Ges.m.b.H. gestorben.
Franz Siller gilt als Vorkämpfer der Kleingartenidee. Durch seine Bemühungen konnten schon in den Kriegsjahren brachliegende Gründe zur Anlegung von Kriegsgemüsegärten bereitgestellt, Futtermittel für die Kleintiere verschafft und Baracken zur Errichtung von Schutzhäusern beigestellt werden. Mit seinem Vortrag „Vom Schrebergarten zur Gartensiedlung“ ist es ihm gelungen, dass der große Gedanke der Siedlungs- und Gartenbewegung allgemein zum Durchbruch gelangte und auch die öffentlichen Körperschaften dieser Frage ihre Aufmerksamkeit zuwenden mussten.